Porn Film Festival Berlin 2021

Dieses Jahr war das 16. Jubiläum des Porn Film Festivals Berlin. Das Festival besteht aus einer Reihe von alternativen und unabhängigen Filmvorführungen und anderen Veranstaltungen, die etwa eine Woche lang, normalerweise im Oktober, stattfinden. Die Filme drehen sich um Fragen der Sexualität, des Geschlechts und des Feminismus.

Porn Film Festival Berlin - Eine Einführung

Das Porn Film Festival (PFF) ist das einzige Festival seiner Art in Deutschland und wurde 2006 ins Leben gerufen. Gegründet wurde das Filmfestival von dem Filmemacher und Produzenten Jürgen Brüning. Heute wird es hauptsächlich von vier Personen, darunter Jürgen Brüning, Paulita Pappel, Manuela Kay und vielen Helfer*innen, geleitet. Das Festival wird hauptsächlich durch die Unterstützung der ethischen Porno-, Sex- und Queer-Community finanziert, die alle zusammenarbeiten, um das Festival ins Leben zu rufen.  Es findet im Movimento und im Kino Babylon Kreuzberg statt. Dieses Jahr aber auch online.

Während der Woche werden durchschnittlich 100 verschiedene Filme, sowohl Kurz- als auch Langfilme, aus der ganzen Welt gezeigt. Die Filme werden in der Regel in OV vorgestellt, mit englischen Untertiteln. Bei der Auswahl der Filme verwenden die Organisator*innen den kleinsten gemeinsamen Nenner der Sexualität, um die Filme auszuwählen, die sie am bewegendsten finden. Von Hardcore-Pornos über Dokumentarfilme bis hin zu Komödien ist alles dabei. Die Themen der Filme drehen sich hauptsächlich um queere und feministische Perspektiven. Der Schwerpunkt liegt auf Sexualität, Geschlecht und Feminismus auf eine Art, die von der der meisten Mainstream-Filme abweicht. Sexuelle Moral, Identitäten, Körpernormen und Geschlechterstereotypen aus der ganzen Welt werden in Frage gestellt und künstlerische Alternativen zur Mainstream-Pornografie werden vorgestellt. Neben den Filmen gibt es auch Podiumsdiskussionen, Gespräche mit den Produzent*innen und Darsteller*innen der Filme, Vorträge, Workshops und Lesungen. Das bedeutet, dass jedes Jahr eine Menge Leute aus verschiedenen Bereichen der Sexindustrie zusammenkommen, um ihre Gedanken auszutauschen.

Auf der Website des PFF heißt es: “Von den 8.000 Zuschauern, die 2015 erreicht wurden, sind etwas mehr als die Hälfte weiblich, das Publikum ist heterosexuell, homosexuell, bisexuell, trans*sexuell und queer und mit fast 50 % der Besucher*innen aus aller Welt äußerst international.”

Die Wichtigkeit des Pornofilmfestivals

Die vielen Facetten des Festivals zeigen, wie Pornografie als kultureller und gesellschaftspolitischer Kommentar genutzt werden kann. Pornografie wird auf eine künstlerische Art und Weise präsentiert, die sie von der Mainstream-Representation abhebt. Alle, die an den Filmen und am Festival teilnehmen, haben ihr Einverständnis zu den Vorführungen gegeben und sind begeistert von der Teilnahme, sie werden auch bezahlt. Die auf dem Festival gezeigten Sichtweisen sind sehr vielfältig und bewegen sich weg vom überwiegend weißen, männlich geprägten Blick auf das Genre. Dies ermöglicht es dem Publikum, sich zu öffnen und Teil einer Veranstaltung zu sein, die kulturellen und religiösen Stereotypen entgegenwirkt, indem Filme mit sexuell expliziten Szenen öffentlich gezeigt werden. So schaffen die Räume im wahrsten Sinne des Wortes einen Safe Space für alle, die sich selbst erforschen und mehr über Sexualität erfahren wollen, egal ob sie die Filme zu Hause oder im Kino ansehen.

Die Wichtigkeit des Pornofilmfestivals

Das Festival begann mit einem Film namens Autlo. Es war das erste Mal, dass ein russischer Film das Festival eröffnete. Der Debütfilm von Ksenia Ratushnaya spielt in verschiedenen Zeiten und erforscht Geschlecht, Queerness, Sexualität und Gewalt. Nach diesem intensiven Eröffnungsfilm werden jeden Tag vom Nachmittag bis in den späten Abend hinein Filme aller Art gezeigt. Dokumentarfilme, die das Leben zweier junger Transfrauen, die in einem Geflüchteten Heim leben, schildern, Filme, die die Frauenbewegung in Kairo im Jahr 2012 zeigen, “Rebel Dykes” sowie Retrospektiven über die HIV-Epidemie und viele mehr geben unglaublich vielfältige Perspektiven auf eine Vielzahl von Themen. Es gibt auch zahlreiche Kurzfilme, die sexuell sehr explizit sind und verschiedene Themen haben. Zum Beispiel Art Porn Shots, BDSM Porn Shots, Bisexual Porn Shots, Trans Porn Shots und viele weitere. Viele davon sind auch noch erhältlich, wenn ihr ein Online-Ticket kauft. Da es in jeder Kategorie viele verschiedene Kurzfilme gibt, ist es sehr hilfreich, die Beschreibung vorher zu lesen, vor allem, weil vor Beginn des Films keine Trigger-Warnungen angezeigt werden. Außerdem gab es eine Reihe interessanter Podiumsdiskussionen zu Themen wie der Darstellung von Sexarbeit im Film. Nach dem Festival entscheidet eine Jury darüber, welche Filme des Festivals besonders herausragend waren. Die diesjährigen Gewinner sind bis jetzt Autlo und El triunfo de Sodoma (Der Triumph von Sodom), die zu neuen Terminen auch wieder im Moviemento-Kino in Berlin zu sehen sind. 

 

Das Festival geht jedoch über die bloße Praxis des gemeinsamen Filme Schauens hinaus. Dieses Jahr gab es jeden Abend eine Afterparty im Ficken3000 (eine Queer-Bar in Berlin, die man auch sonst jederzeit besuchen kann), wo Sexarbeiter*innen, Pornodarsteller*innen und Besucher*innen des Festivals und alle Interessierten tanzen, sich unter die Leute mischen oder in den Dunkelkammern Sex haben können.

Also egal, ob ihr euch gerne Pornos anseht oder nicht, dass Porn Film Festival ist genau das Richtige für jeden Geschmack. Es bietet ein angenehmes Umfeld, um sich inspirieren zu lassen und Filme zu sehen, die einem die Augen öffnen können und um Leute mit ähnlichen Interessen kennenzulernen. Alles in allem ist es eine bereichernde Erfahrung für alle, die sich für Gender, Sexualität und/oder Pornographie interessieren.

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