Die Sex-positive Antike – sex & erotik im alten Rom

Ausschweifende Sexualität und erotische Bilder aus der Zeit. Die Antike hatte ein aufregendes und ungezügeltes Verhältnis zu Tabus und Sexualität.

Werbung, Podcasts, Filme –  Sexuelle Visualisierung ist heute allgegenwärtig. Viele Themen sind nicht mehr mit Scham belegt, andere werden dafür umso stärker als Tabu gehandelt. Häufig wird das Thema der sexuellen Freizügigkeit als Phänomen der Gegenwart behandelt. Doch, Spoiler Alert!, ungezügelter Umgang mit Sexualität ist nichts Neues. Tatsächlich schwankt der Umgang der Menschheit mit dem Thema im Verlauf der Geschichte.

„Geile Bewegungen nützen den Gattinnen nicht im geringsten. / Sie widersetzen sich nur der Empfängnis und können sie hemmen, / wenn sie wollüstig, mit schwingenden Hüften, den drängenden Gatten / auffangen, ihn zum Erguss noch reizen mit wogenden Brüsten … lassen (sie) den Ausstoß des Samens das Ziel nicht erreichen“

Klingt nach einem Erotik-Bestseller im Groschenroman-Jargon? Falsch, dieser Auszug eines Gedichts des Philosophen Lukrez stammt aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. 

Schaut man sich in der Medienwelt einmal um, was es zum Thema Erotik im Alten Rom so gibt, geht es häufig um Massenorgien und Perversionen. Und tatsächlich hatten die Römer eine lustvolle Beziehung zu Sex – von Blümchen hin zu jeglicher Extreme. 

Eros, Begierden und Sinnesfreuden – ist das schon porn art?

Erotik, Liebe und Sexualität waren zentrale Themen der damaligen Literatur und Kunst; das zeigt sich schon in der römischen Alltagskunst: Seien es Becher, Vasen oder Tonlampen – fast alles wurde mit sexy Motiven verziert. Phallus Abbildungen sind allgegenwärtig, so zum Beispiel bei den Priapus-Statuen aus den Gärten von Villen, die potentiellen Dieben mit gewaltig erigiertem Glied drohen. Es gab auch viele Amulette in Phallusform, dabei dabei wurde die männliche Figur sehr klein dargestellt, natürlich bis auf den entscheidenden „Glücksbringer“ – den Phallus. Erotika fand sich in allen Klassen der römischen Gesellschaft – und das nicht nur im Schlafzimmer. Die wohlhabenden Griechinnen und Griechen dagegen konnten sich edlere Materialien und filigrane Ausführungen leisten. 

Wenn man den Begriff Antike noch weiter fasst, ist auch ein Blick nach Ägypten ziemlich sexy: Eine besondere Darstellung ist das Turin-Papyrus 55001. Das gute Stück ist 2,59 Meter lang und 20 Zentimeter hoch. Dort werden neben Texten Frauen und Männer in verschiedenen Sex-Stellungen gezeigt. Die Männer, mit riesigen Gliedern dargestellt, befriedigen die Frauen dort durch zwölf verschiedene Sexstellungen. Und das wird mitunter ganz schön kreativ: Ein Ägypter mit Riesen-Phallus penetriert hier eine Frau, die stehend auf einem Bein balanciert. 

Sexualität wurde in der Antike gefeiert und dazu wurde sich auch gerne mal ein Glas Wein genehmigt, denn: Wein zählte im Alten Rom sympathischerweise zu den Grundnahrungsmitteln. Sex konnte man übrigens gegen Bezahlung fast an jeder Ecke bekommen – und das für nur sehr wenig Geld: Der Besuch einer Prostituierten kostete zwei Kupfermünzen, so viel wurde damals auch für zwei Brote oder einen halben Liter Wein bezahlt. 

Hört sich fast danach an, als hätten die Menschen damals ein ziemlich wildes und emanzipiertes Leben geführt? Nun, eine solche Beschreibung wird diesem wichtigen Zeitalter sicher nicht gerecht, ein Großteil der Bevölkerung hatte sehr wenig Geld. Außerdem fand die ungezügelte Sexualität wohl ausschließlich zur Befriedigung des Mannes statt: Frauen hatten leider eine untergeordnete Rolle.

Unser Fazit? Wir finden die künstlerischen Darstellungen der Antike bemerkenswert. Das Bedürfnis nach der Abbildung und Freude an Erotik ist also kein Phänomen der Moderne, vielmehr scheint eine Lust an erotischen Darstellungen tief im Menschen verankert zu sein.

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