Als erfolgreiche Sexbloggerin klärt Theresa Lachner über Lust, Sex und die eigene Akzeptanz auf, stellt sich gegen veraltete, patriarchale Strukturen und trifft damit in ihrem Blog “LVSTPRINZIP” als auch in ihrem Podcast ins Schwarze. Mit einer Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit beleuchtet sie Sex, Liebe und alles was dazu gehört. Ihre Expertise als Sexualberaterin und Autorin schafft somit in ihren Texten Weitblick. Immer mit dem Ziel: zeigen, dass wir alle “normal” sind, so wie wir sind. Und dabei so authentisch und lebensnah erzählt, dass ihre Leser*innen und Hörer*innen sicher die ein oder andere Parallele zur eigenen Lebensrealität erkennen.
Du bist, neben Autorin, Podcasterin und Journalistin zudem auch systemische Sexualberaterin. Was heißt das genau?
Als systemische Sexualberaterin steht der*die Klient*in als Expert*in des eigenen Problems im Mittelpunkt der Beratung und wir schauen uns gemeinsam das Problem an, in dem sein oder ihr Problem entstanden ist, welche Problemlösungsversuche bisher unternommen wurden und welche vielleicht zielführender sein könnten. Bei Paaren ist das gemeinsame Problem der „Klient“, die beiden Menschen dienen als sein Lautsprecher. Gemeinsam erarbeiten wir Strategien, mit denen das Problem nicht mehr aufrechterhalten werden muss.
Was gefällt dir besonders gut an deinem Beruf?
Ich liebe den „Aha“-Moment, der eintritt, wenn sich Blickwinkel und Perspektiven verändern – das gilt in der Beratung ebenso wie in Artikeln oder in meinem Podcast – und übrigens nicht nur bei meinen Klient*innen, Leser*innen und Hörer*innen, sondern auch bei mir selbst. Ich schreibe seit 2009 über Sex, und lerne immer noch mindestens einmal pro Woche etwas komplett neues.
Welchen Hürden oder Schwierigkeiten begegnest du?
Zensur durch Social Media, unseriöse, schlecht ausgebildete Coaches und Organisationen, die gerade ohnehin schon vulnerablen Menschen noch zusätzlichen Schaden zufügen, Unverständnis aus der Gesellschaft, Tabuisierung von Themenbereichen, die dringend mehr Offenheit benötigen, Schwellenangst bei Klient*innen, Desinformation gerade bei Psychologie-Themen durch Social Media.
Du bist mitunter spezialisiert auf Paartherapie. Was sind die häufigsten Themen oder Beziehungsprobleme, die deine Klient*innen in der Paartherapie ansprechen und mit denen sie zu dir kommen?
Einer von beiden hat keine Lust mehr, oder beide – man verliert sich im Alltag, hat andere Rollen zu erfüllen als einfach nur Geliebte*r zu sein, Sex hat keinen Raum mehr.
Welche Ansätze verfolgst du in deinen Therapiesitzungen bei der Zusammenarbeit mit Paaren?
Systemische Sexual- und Paartherapie nach Clement, Schnarch et al.
Dein Lieblingstip für unsere vergebenen Leser*innen, den sie auch ohne Therapie umsetzen können, um an ihrer Beziehung zu arbeiten?
Sich und der Beziehung Raum und Zeit geben, um wirklich offen miteinander zu sprechen. Dem oder der Partner*in wirklich zuhören. Liebevolle und ernst gemeinte Komplimente und Anerkennung.
Welche Fragen haben deine Klient*innen am häufigsten bezüglich Sex?
Ist das normal? Bin ich normal?
Wie wir wissen, gehört zu einem erfüllten Sexleben auch eine (mehr oder weniger) stabile mentale Verfassung. Worin besteht der Zusammenhang zwischen Psyche und Sex?
Lust braucht einen freien Kopf – und entsteht deutlich leichter, wenn wir uns mit uns selbst und unserem Umfeld wohl fühlen. Die Definition von Sexueller Gesundheit der WHO von 2002 lautet: „… der Zustand körperlichen, emotionalen, geistigen und sozialen Wohlbefindens bezogen auf die Sexualität und bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, Funktionsstörungen oder Schwäche.“
Die WHO schreibt hierzu weiterhin: „Sexuelle Gesundheit erfordert sowohl eine positive, respektvolle Herangehensweise an Sexualität und sexuelle Beziehungen als auch die Möglichkeit für lustvolle und sichere sexuelle Erfahrungen, frei von Unterdrückung, Diskriminierung und Gewalt. Wenn sexuelle Gesundheit erreicht und bewahrt werden soll, müssen die sexuellen Rechte aller Menschen anerkannt, geschützt und eingehalten werden.“ (Wikipedia)
Es ist alles miteinander verbunden.
Was genau versteht man unter Libido und welche Faktoren beeinflussen sie?
Libido ist unser Geschlechtstrieb, der uns dazu animiert, sexuelle Befriedigung zu erleben und zu finden. Äußere Faktoren wie Stress, Diskrimierung, Alltagsprobleme aber auch Depression, Trauer, Angstzustände, Essstörungen, Traumata und andere psychische Probleme können unsere Libido mindern. Vereinfacht lässt sich sagen: ein entspannter, zufriedener Mensch hat auch mehr Lust auf Sex.
Wie können speziell Meditationen oder Audioerotika die Libido beeinflussen?
Meditationen und Audioerotika geben uns die Möglichkeit, den Alltag mal kurz zu verlassen, uns raus zu nehmen und zurück zu uns selbst zu kommen. Wir geben uns und unserer Lust Raum.
Welchen Unterschied siehst du in den beiden Methoden?
Meditationen entspannen, inspirieren und regen zum Nachdenken an, während Audioerotika natürlich auch klar stimulierend wirken.
Wie können Audioerotik und Meditation die begleitende Therapie verbessern und unterstützen?
Klient*innen, die in ihrem Alltag wenig Raum für sich selbst und die eigene Lust haben, können von diesen kleinen Auszeiten profitieren. Wer sich mit der eigenen Lust vielleicht noch gar nicht so sehr auseinandergesetzt hat, kann in Audioerotika Anregungen finden und so erst mal herausfinden, was ihm oder ihr eigentlich gefällt. Menschen, die sonst keinen Zugang zu Selbstbefriedigung haben, finden vielleicht so eher einen.
Welche Übungen würdest du für Audioerotika – Anfänger*innen empfehlen und welche für Meditations-Anfänger*innen ?
Einfach mal durch CHEEX scrollen und schauen, was einen anspricht!
Würdest du erotische Audios oder Meditation deinen Klient*innen als Methode empfehlen?
Je nach Problem der Klient*in – warum nicht?
CHEEX hat mittlerweile eine vielfältige Auswahl an erotischen Hörspielen, Wellness Audios und Klanglandschaften. Wie bist du auf CHEEX gekommen und wie sieht die Zusammenarbeit aus?
CHEEX kenne ich schon ganz lange – von Clubhouse! Umso schöner, dass wir seit 2022 auch zusammenarbeiten. Neben Kooperationen für meinen Podcast LVSTPRINZIP gibt es jetzt die ersten drei Folgen „Love Booster“ im Audioportfolio auf getcheex.com.
Du hast die „Love Booster“-Serie geschrieben. Wie genau bist du beim Schreiben vorgegangen, welche Gedanken waren ausschlaggebend für die Formulierungen und welchem Konzept bist du gefolgt?
Inhaltlich stützen sich die Folgen auf klassische Theorie-Fundamente der systemischen Sexualtherapie. Bei der Umsetzung war mir besonders wichtig, so viele sexuelle Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Beziehungsformen wie möglich mitzudenken.
Eine letzte Abschlussfrage: Warum findest du CHEEX gut?
CHEEX ist ein Safe Space zum Erkunden der eigenen Sexualität, das ist so toll!
Quellen
Arbeitsgruppe NFP. Was ist Sensiplan? 2022 [zuletzt aufgerufen am 07.12.22] Verfügbar unter: https://www.sensiplan.de/de/was-ist-sensiplan
Raith-Paula; Frank-Herrmann, Freundl & Strowitzki (2013). Natürliche Familienplanung heute. 5. Auflage. Springer Verlag.
Struck, D. (2015). Verhüten ohne Hormone – Alternativen zu Pille &Co. Stadelmann Verlag.
Deutsche Aidshilfe. Femidome schützen. [zuletzt aufgerufen am 07.12.22] Verfügbar unter: https://www.aidshilfe.de/femidome-schuetzen
myNFP (2022). Basaltemperatur messen & Temperaturkurve auswerten. [zuletzt aufgerufen am 07.12.22] Verfügbar unter: https://www.mynfp.de/temperatur-auswerten
Wallenfels, M. (2018). So verhüten die Frauen weltweit. [zuletzt aufgerufen am 09.12.22] Verfügbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Politik/So-verhueten-die-Frauen-weltweit-227526.html