Trigger Warning: This text contains mentions of homophobia.
Doch die Natur trägt jederzeit Stolz in sich, nicht nur in diesem Monat!
In einer Stadt wie Berlin vergisst man leicht, dass es in weiten Teilen der Gesellschaft immer noch als “unnatürlich” gilt, lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer, intersexuell, nicht-binär oder sonstwie außerhalb der heteronormativen Welt zu sein.
Es gibt den menschlichen Wunsch, alles und jeden zu kategorisieren. Selbst Dinge, die nicht kategorisiert werden müssen, wie Liebe, Sex oder Geschlecht. Die Gewohnheit, zu kategorisieren, ist so alt wie das Binärsystem. Die Religion hat uns gelehrt, dass die Dinge entweder gut oder schlecht, schwarz oder weiß, natürlich oder unnatürlich sind. Keine Vielfältigkeit. Keine Vielstimmigkeit. Keine Vielfalt. Uns wird gesagt, dass wir wie ein Mann oder eine Frau aussehen müssen, um schön zu sein. Dass es nur zwei Geschlechter gibt und dass Sex nur der Fortpflanzung dient. Warum also, in Gottes Namen, solltest du dich mit deinem eigenen Geschlecht paaren? Die meisten dieser Aussagen beruhen auf angeblichen biologischen Erkenntnissen, während die Natur die seltsamste von uns allen ist!
Homosexualität wurde als “unnatürlich” bezeichnet, weil sie keinen Fortpflanzungszweck hat, und laut der Evolution sind Tiere und Pflanzen genau dazu da. Doch in der Natur sind Vielfalt und Komplexität die Norm. Von über 150 gefiederten Arten ist bekannt, dass sie homosexuelle Beziehungen führen, und weltweit wurden 450 Arten beschrieben, die Sex mit gleichgeschlechtlichen Partner*innen haben. Unter anderem wechselt der Blaukopf-Lippfisch sein Geschlecht, wenn er älter wird. Der transsexuelle Fisch passt sich den Veränderungen in der sozialen Organisation der Gruppe an. Grizzlybären, Eisbären, Paviane, Hirsche, Büffel und Elche sind bekannt dafür, dass sie meist intersexuell sind. Diese einfachen Tatsachen wurden lange Zeit heruntergespielt und ignoriert, weil die Evolutionstheorie falsch interpretiert wurde, während man die Scheuklappen einer selbstgefertigten heteronormativen Welt trug. Paul Vasey von der Universität Lethbridge in Kanada kam auf eine Idee, nachdem er in einer Studie an japanischen Makaken die evolutionäre Bedeutung von homosexuellem Verhalten untersucht hatte: Die Affen praktizieren homosexuellen Sex zum Vergnügen. Wer hätte das gedacht! Die Zoologin Abby Hafer erklärt:
Wir müssen unser Verständnis von Fortpflanzung erweitern.
Sowohl in der Tier- und Pflanzenwelt als auch in der Welt der Menschen müssen wir über den reinen Sex hinausschauen, um alle Arten der Lebenserhaltung anzuerkennen. Wir können tiefgreifende Beispiele für die Zusammenarbeit zwischen den Arten finden. Verwandtschaft entsteht nicht nur durch Fortpflanzung, sondern ist in ihrer besten Form ein komplexer und schöner Prozess, der über die Fortpflanzung hinausgeht und nicht nur in der Tierwelt, sondern auch in der LGBTQ-Community zu finden ist.
Eine*r meine*r Freund*innen sagte mir kürzlich:
“Ich hatte das Glück, mich immer unterstützt zu fühlen, aber als ich meine Wahlfamilie hier in Berlin gefunden habe, fühlte ich mich wirklich frei. Du brauchst Beispiele für die Vielfalt, die innerhalb deiner Gruppe existiert. Manche Leute denken, dass das Schwulsein schon das einzige Merkmal ist, das euch zusammenbringt, aber das ist es nicht. Sehen sich alle Heterosexuellen als eine große Familie? Nein. Stehen sie alle auf einander? Nein. Eine Zeit lang dachte ich wirklich, dass alle Lesben butch sind und ich fühlte mich nicht vertreten. Jetzt weiß ich es besser, ich kenne und fühle die Vielfalt.”
Queerness ist ein integraler Bestandteil des Lebens auf der Erde. Sie geht über Geschlecht und Sexualität hinaus, über die üblichen Konventionen. Queerness bezieht sich auf das Paradoxe und Widersprüchliche, sie ist weder binär noch dualistisch. Es ist vieles auf einmal und entzieht Begriffen wie “normal” oder “natürlich” ihre Kraft. Queerness ist mit jedem Teil unseres Lebens und unserer Geschichte verwoben. Sie bringt die Natur und die Menschheit dazu, sich weiterzuentwickeln. Es bedeutet, unbequeme Fragen zu stellen, sich mit seinen Ängsten zu konfrontieren, Verwandtschaft zu bilden und sich auf jede erdenkliche Weise zu lieben und zu paaren.
Stolz ist nicht nur ein Tag oder ein Monat, es ist eine Lebenseinstellung.
The LGBTQ-month is important, simply because society still needs more time to understand that being queer, gay, lesbian, transgender, intersex, non-binary, and anything allied, is just as “normal” as being cisgender or heterosexual. There are still 71 countries in which homosexuality is illegal and the legality of it doesn’t necessarily mean equal rights. So, something to remember during Pride Month: Posting a rainbow flag and claiming allyship for a couple of days a year is not enough. You can also educate yourself on Marsha P. Johnson or Silvia Rivera, read something by Angela Davis or James Baldwin or talk to the queer people in your family with an open mind and heart, because homo- and transphobia – not science – delegitimises LGBTQIA+ people. As says:
Der LGBTQ-Monat ist wichtig, weil die Gesellschaft noch mehr Zeit braucht, um zu verstehen, dass queer, schwul, lesbisch, transgender, intersexuell, nicht-binär und alles, was dazugehört, genauso “normal” ist wie cisgender oder heterosexuell zu sein. Es gibt immer noch 71 Länder, in denen Homosexualität illegal ist, und die Legalität bedeutet nicht unbedingt gleiche Rechte. Daran solltest du während des Pride Month denken: Es reicht nicht aus, ein paar Tage im Jahr eine Regenbogenfahne aufzustellen und sich als Verbündete*r zu bekennen. Du kannst dich auch über Marsha P. Johnson oder Silvia Rivera informieren, etwas von Angela Davis oder James Baldwin lesen oder mit offenem Geist und Herz mit den queeren Menschen in deiner Familie sprechen, denn Homo- und Transphobie – nicht Wissenschaft – delegitimiert LGBTQIA+ Menschen. Wie Alok Vaid-Menon sagt:
Zu guter Letzt, aus dem Herzen eines anderen wunderbaren Freundes von mir und mit dem Geist des Stolzes:
“Mir wird manchmal gesagt: Du ziehst dich zu extravagant für einen Mann an! Und dann erinnere ich mich: Die Menschen fühlen sich bedroht durch die Art und Weise, wie wir uns außerhalb der Norm gefunden haben. Die meisten sind vielleicht sogar neidisch. Deshalb denke ich, wir sollten stolz auf all die Dinge sein, für die wir uns schämen sollen!”