The Big Oh
Unsere Sinne begleiten uns in jeder Situation im Alltag. Dazu gehört natürlich auch der Sex. Wir schmecken, wir riechen, wir fühlen und wir hören unsere*n Partner*innen.
In der Welt des digitalen Pornos wird die visuelle Verarbeitungsregion des Gehirns besonders stimuliert, aber auch Geräusche beeinflussen das Erlebnis des Zuschauers, auch wenn sie nicht immer oder nicht für jeden bewusst im Vordergrund stehen.
Das große “Oh” steht nicht immer für großes Vergnügen. Studien zeigen, dass vor allem Menschen mit Vulva lauter stöhnen, um Menschen mit Penis zu erfreuen oder den Akt schneller zu Ende zu bringen. Der Ursprung dafür liegt in unserem patriarchalen Gesellschaftssystem, in dem vor allem cis Frauen dazu sozialisiert werden, sich den Bedürfnissen von cis Männern anzupassen. Kaum jemand begegnet seiner ersten sexuellen Erfahrung völlig unvorbereitet. Aufgrund mangelnder Sexualerziehung in der Schule oder in der Familie sammeln die meisten jungen Menschen ihre ersten Eindrücke aus Pornos. Infolgedessen ahmen wir die Ideale der Mainstream-Pornos nach und verstärken automatisch eingefahrene Geschlechterstereotypen. Menschen aus der queeren oder nicht-binären Community sind dort und in Studien sowie in der Gender-Gap-Debatte immer noch selten vertreten. Wir haben es hier mit einem sehr heteronormativen Narrativ zu tun, auf der anderen Seite sind queere Personen generell mit einer kleineren Kluft konfrontiert, wenn es um Orgasmen geht.
Beim Sex geht es also nicht immer um Sex, sondern um Rollen und darum, in welche jede*r Einzelne schlüpft. Das Stöhnen dient nur als Teil des Kostüms.
Im Umkehrschluss bedeutet das, ein inszenatorisches Meisterwerk zu kreieren, bei dem lautes Stöhnen und wildes Räkeln vorgeführt werden. Das Stöhnen soll aber nicht nur den beabsichtigten Orgasmus ankündigen, denn es hat noch mehr Funktionen, als nur die andere Person anzuheizen. “Es ist ein großartiges Mittel, um die Lust zu steigern. Der Körper ist ein Resonanzraum. Stöhnen intensiviert nachweislich die Empfindungen.” (Katja Lewina) Ganz nebenbei ist es auch ein wunderbares Mittel zur Kommunikation mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Nicht nur gemeinsam, sondern auch alleine beim Masturbieren kann tiefes Atmen oder Stöhnen dabei helfen, die Muskeln rund um den Beckenboden zu entspannen und Orgasmen zu intensivieren.
Die CHEEX Orgasm Sound Library
CHEEX hat sich zum Ziel gesetzt, die Grenzen zwischen den Geschlechtern zu überwinden und die vielen wunderbaren Aspekte des Stöhnens aufzuzeigen.
Mit der Orgasm Sound Library wird der Fokus auf den Hörsinn gelegt, um die Menschen von dem Blick zu befreien, den das Stigma der Gesellschaft geschaffen hat.
Wir freuen uns, dass einige unserer Performer an diesem Projekt mitwirken.
Du kannst zum Beispiel Kali Sudhra oder Jamal Phoenix zuhören, wenn sie in Lust ertrinken, oder dich der Fantasie hingeben, wenn du den Anonymous-Darsteller*innen zuhörst und dich mitreißen lässt.
Jede*r sollte sich beim Sex so ausdrücken können, wie er oder sie möchte, auch wenn das bedeutet, nichts zu sagen. Unsere Darsteller*innen gehen mit gutem Beispiel voran, um etwas zu bewirken.
Lasst uns also gemeinsam das Stöhnen geschlechtsneutraler machen. Wir wollen deine Lustlaute hören, egal, welchem Geschlecht oder welcher Sexualität du angehörst.
