Vulva und Vagina: Nennt sie beim Namen!

Wir schreiben das Jahr 2021 und wir haben immer noch große Unsicherheit mit der Benennung von Vagina und Vulva.

Das Mysterium um Vagina und Vulva

Wir schreiben das Jahr 2021 und es herrscht noch immer große Unsicherheit in Bezug auf diese beiden Begrifflichkeiten – viel zu oft wird von der Vagina gesprochen, wenn eigentlich die Vulva gemeint ist. Zeit das Ganze ein für alle Mal zu klären. Der Begriff ‚Vagina‘ meint einzig und allein den 8-10 cm langen innenliegenden Muskelschlauch, der bei der Penetration Finger, Penisse oder Sexspielzeuge aufnehmen kann und durch den bei einer Geburt das Kind nach außen gelangt. Deswegen gibt es alternativ zum Wort ‚Vagina‘ das – jedoch eher in medizinischen Kontexten gebräuchliche – Synonym ‚Geburtskanal‘. Die ‚Vulva‘ hingegen umfasst die Gesamtheit der äußeren Genitalien, also: innere und äußere Vulva Lippen (denn ‚Schamlippen‘ gehört eindeutig aus dem Duden gestrichen), Scheidenvorhof und Klitoris. Also: Vulva außen, Vagina innen. So viel also zur Anatomie.

Warum Vagina trotzdem überholungsbedürftig ist

Das Wort ‚Vagina‘ bedeutet übersetzt: Scheide. Laut Duden ist das die „Hülse, in die eine Stichwaffe bis zum Knauf hineingesteckt wird“. Also ein Objekt, dessen Daseinsberechtigung einzig und allein darauf basiert, dass das „Gegenstück“, also das Schwert in dem Falle, existiert. Eine Scheide dient nur einem einzigen Zweck – von einem Schwert ausgefüllt zu werden. Man würde meinen, dass wir im Jahre 2021 über diese veraltete, patriarchale und degradierende Sichtweise der Geschlechtsteile von Personen mit Vagina hinweg sind, aber nach wie vor sind Scheide und Vagina die gängigen Begriffe in aktuellen Aufklärungsbüchern für den Schulunterricht. In einer Gesellschaft, in der durch kulturelle Narrative die Lust von weiblich gelesenen Personen seit Jahrhunderten systematisch aberkannt wird, trägt auch Sprache einen maßgeblichen Teil dazu bei, Sexualität für Personen mit Vagina zu einem durch und durch mit Scham besetzten Thema zu machen.

Vulvina: Neu ist immer besser?

Die Sexualpädagogin Ella Berlin hat sich genau diesem Missstand angenommen und die Wortneuschöpfung ‚Vulvina‘ kreiert. Das Wort ‚Vulvina‘ soll ganz ohne die diskriminierenden Aspekte des Wortes ‚Vagina‘ das vollständige Genital bezeichnen. ‚Vulvina‘ stellt eine Wortkombination aus ‚Vulva‘ und ‚Vagina‘ dar und soll dazu beitragen einen selbstbestimmten und vor allem scham befreiten Umgang mit dem Körper und der eigenen Sexualität zu schaffen. Vor allem in Kontexten intersektionaler Antidiskriminierungsarbeit beschreibt Ella Berlin, wie wichtig es besonders für diese Menschen ist, sich in ihrem eigenen Körper wohl und sicher zu fühlen. Denn wenn unsere Gesellschaft schon keinen Safespace bietet, dann sollte es doch zumindest der eigene Körper, oder nicht?

Yoni – Der heilige Tempel

Wer nicht so auf Wortneuschöpfungen steht, kann alternativ auch das Wort ‚Yoni‘ in den Sprachgebrauch aufnehmen. Dieses Wort stammt aus dem Sanskrit, eine Sammlung alt-indischer Sprachen, die sich bereits im Jahre 1500 v. Chr. entwickelten, und bedeutet so viel wie ‚Ursprung, Ort der Ruhe, Brunnen, Heimat, Samen, Stamm, […]‘. Während das Geschlechtsteil im Altindischen also als ‚heiliger Schoß‘ und ‚duftende Rose‘ durch und durch verehrt und als ‚weiblicher Tempel der Lust‘ zelebriert wurde, reicht es bei uns sprachlich lediglich zu einem Objekt, das ausschließlich dem Zwecke der Penetration durch einen Penis gilt. In bestimmten kulturellen Kreisen wie dem Tantra (eine weit in den indischen Ursprüngen verwurzelte esoterische Tradition), wird der Begriff  ‚Yoni‘ und damit einhergehend auch die entsprechende Sichtweise auf das Geschlechtsteil, nach wie vor genutzt. Wieso also nicht auch hier?

Die Lösung

Viele gängige Begrifflichkeiten rund um dieses Geschlechtsteil spiegeln existierende gesellschaftliche Strukturen wider. Die Lust weiblich gelesener Personen ist massiv schambehaftet, die Sexualität von Personen mit Vagina darf ausschließlich zu Reproduktionszwecken existieren. Aber kann ein Wort wie Yoni oder gar eine Wortneuschöpfung wie Vulvina wirklich diese sexistischen Gesellschaftsstrukturen und -normen verändern? Kann Sprache internalisierte Stereotype aufbrechen? Ganz egal ob es bei dieser Frage ums Gendern oder um Geschlechtsteile geht – Sprache hat Macht. 

Sprache kann niemals die alleinige Lösung sein, natürlich muss ein gesellschaftlicher Wandel in den Köpfen der Menschen stattfinden. Aber: Sprache kann hierbei als unterstützender Motor dienen. Frauen sind keine Gebärmaschinen – sie empfinden Lust und haben ein Recht darauf diese auch auszuleben. Widerstandsfähige Denkmuster müssen kategorisch abgerissen werden und ja, es kann schon helfen, wenn wir z.B. einfach mal ‚Vulva Lippen‘ oder ‚Labia‘ statt ‚Schamlippen‘ sagen. Natürlich gibt es in dieser Diskussion kein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘, es geht darum zu erkennen auf wie vielen Ebenen wir sexistische Denkmuster internalisiert haben – Sprache ist eben ganz klar eine davon. Und wenn wir als individuen auch nur die geringste Chance haben, einen kleinen Schritt in Richtung sexueller Freiheit zu gehen, wieso sollten wir diese dann nicht ergreifen?

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