Sex passiert in erster Linie im Kopf. Das hat man schon oft gehört, macht es sich aber viel zu selten bewusst. Wenn wir gestresst sind, fühlen wir uns oft unsexy, die Libido verabschiedet sich und Sex steht ganz unten auf der To Do Liste. Aber auch bei seelischen Erkrankungen wie Burnout oder Depression ist sexuelle Unlust ein gängiges Symptom. Andersherum kann ein ausgefülltes Sexleben einen enorm positiven Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden haben: Studien konnten zeigen, dass eine Kombination aus liebevollen Beziehungen, körperlichen Berührungen und Sex gesundheitliche Vorteile bewirkt – und dass guter Sex Stress abbaut, weiß jeder.
In der Theorie mangelt es nicht an der Lust auf mehr Sex: Forscher*innen fanden heraus, dass fast zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen gerne öfter Sex hätten. Bedingt durch Erschöpfung und hektische Zeitpläne wird Sex nur oft nicht zu den Prioritäten im Leben gezählt.
Hier sind 4 Tipps, die sich positiv auf euer psychisches Wohlbefinden auswirken und dazu noch die Libido ganz natürlich steigern:
1. Stress als Grund für sexuelle Unlust erkennen und die Ursachen angehen
Stress ist nicht nur grundsätzlich ungesund, sondern wie schon eingangs erwähnt der Lustkiller schlechthin. Setzt euch intensiv mit euren persönlichen Stressursachen auseinander, idealerweise schon bevor sie euer Liebesleben lahmlegen. Besonders wenn ihr euch schon über einen langen Zeitraum gestresst fühlt, sollten die Ursachen dauerhaft verändert werden. Sind es Termindruck, Rollenkonflikte, zu viele oder zu hohe Anforderungen im Alltag? Vielleicht braucht ihr einfach Urlaub, möglicherweise nehmt ihr euch aber auch generell zu wenig Zeit für euch selbst. Das Abgeben von Aufgaben und herunterschrauben von sozialen Verpflichtungen (wenn möglich) kann Wunder wirken.
Um temporäre Unlust auf Sex zu lindern, helfen Entspannungsübungen ebenso wie fest eingeplante Zeit mit dem*der Partner*in, in der man sich aufeinander einlassen und richtig in Stimmung kommen kann. Wenn ihr oft Sex habt, kann das sogar euer Stressgefühl verringern: Durch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin wird das Stresshormon Cortisol abgebaut und die weitere Produktion von Cortisol eingedämmt.
2. Selbstwert und Beziehung
Wichtig ist vor allem, dass Sex an sich kein Stressfaktor im Leben wird. Das Gefühl, aus Pflichtbewusstsein mit jemandem schlafen zu müssen, ist eine enorme seelische Belastung. Bevor es dazu kommt, solltet ihr in euch hineinhorchen, eure Grenzen klar kommunizieren und euch auf keinen Fall unter Druck setzen lassen. Manchmal wollen wir eben keinen Sex, weil der persönliche Fokus woanders liegt – und das ist auch okay so.
Die Gründe für sexuelle Unlust können auch in der Beziehung selbst liegen, was nicht heißen muss, dass man den*die Partner*in nicht mehr körperlich attraktiv findet. Unausgesprochene Konflikte äußern sich allerdings oft zuerst auf körperlicher Ebene. Die beste Hilfe ist hier klare Kommunikation: Sprecht ehrlich und konstruktiv darüber, was nicht gut läuft und bleibt dabei wertfrei und empathisch.
3. Phubbing, Handysucht und die Auswirkungen von Tech
Noch nie von Phubbing gehört? Diese Kombination aus dem englischen phone und snubbing, was in etwa „brüskieren“ heißt, steht für die Angewohnheit, sich mit dem Smartphone zu beschäftigen, während man sich in Gesellschaft von Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Familie oder Partner*in befindet. Neben der Tatsache, dass dies oft als unhöflich aufgefasst und soziale Beziehungen vernachlässigt werden, hat zu viel Tech im Alltag auch Einfluß auf die Libido.
Laut einer Studie der ‘Stiftung für Zukunftsfragen’ haben Menschen heute deutlich weniger Sex. Ein Grund: Die freie Zeit wird mit Laptop- und Handykonsum gefüllt. Wenn beide im Bett nur am Handy hängen, entsteht eher keine erotische Stimmung. Außerdem gibt es immer mehr Stimmen aus der Wissenschaft, die den hohen Einfluss intensiver Smartphone-Nutzung auf das Stresslevel bestätigen. Handyfreie Zeit ist also auch außerhalb vom Bett ein absolutes Muss um mental abzuschalten. Warum nicht Tech-Geräte komplett aus dem Schlafzimmer verbannen und wieder auf den guten alten Wecker zurückgreifen?
4. Abwechslungsreiche Ernährung und Sport
Die positiven Auswirkungen von Sport auf die psychische Gesundheit sind bekannt: Die Glückshormone Dopamin und Serotonin werden ausgeschüttet, das Stresshormon Cortisol gehemmt. Ein weiterer Pluspunkt: Die Durchblutung und das sympathische Nervensystem werden angeregt, was zu einer unmittelbaren Erhöhung der Libido führt. Außerdem verbessert Sport, insbesondere Sportarten wie Yoga, die Körper und Geist in Einklang bringen, das eigene Körpergefühl. Man fühlt sich wohler im eigenen Körper und findet auch beim Sex leichter heraus, was sich gut anfühlt.
Auch die richtige Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen, kann unterstützend wirken. In vielen dieser Lebensmittel ist Magnesium enthalten, das wesentlich zur Energieproduktion beiträgt, für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verantwortlich ist und sogar Angstgefühle reduzieren kann. Gesunde Fette aus bspw. Olivenöl oder Fisch kurbeln nebenbei die Produktion der Sexualhormone Testosteron und Östrogen an – ein sexy Nebeneffekt für mehr Lust!
Wenn der Libidoverlust über lange Zeit bestehen bleibt, kann das ein Anzeichen für eine ernstzunehmende psychische Erkrankung sein. Hier solltet ihr professionelle Hilfe aufsuchen, wie ein Beratungsgespräch bei Therapeut*in oder Hausarzt/ärztin.