Eine der Realitäten, der wir uns mittlerweile tief geständig werden müssen ist, dass sich, so berauschend, befreiend, erleuchtend und erhebend Sex sein kann und sollte, sogar der Beste aller Beischlafe mit einem gewissen Risiko einhergeht. Nicht jede*r Sexhabende will auf ein Kind hinaus und auf Genitalwarzen vermutlich noch weniger.
Endlich befinden wir uns in einer Zeit, in der auch der letzte Schlingel in der hintersten Reihe begriffen hat, dass mit Sex eine Verantwortung einhergeht. Obwohl die veraltete, allgemeingesellschaftliche Idee der regelmäßigen Testung der eigenen Gesundheit immer noch hauptsächlich Vulvaträger*innen bzw. nicht heterosexuellen Penisträger*innen aufgebürdet wird, scheint es zumindest ein Einverständnis dafür zu geben, dass die Verantwortung beim einvernehmlichen Geschlechtverkehr selbst, von allen Beteiligten mit demselben Pflichtbewusstsein getragen werden muss.
Und Auftritt: Das Kondom
Lasst uns doch mal bitte ehrlich sein und Seite an Seite der traurigen und auch immer wieder mit deutlicher Inbrunst laut ausgesprochenen Wahrheit ins Auge sehen: Kondome sind nicht sexy.
Der grauslichste Fluch und die größte Gabe in einem. Dieser, zum Glück, nicht mehr nur noch ausschließlich in Latex gehaltene, merkwürdig riechende, trotz allerhand Versprechungen niemals tatsächlich „gefühlsechte“ Luftballon bietet immerhin einen recht hohen, wenn auch nicht „luftdichten“ Schutz vor ungewünschten bis schwerwiegenden Nebenwirkungen eines, hoffentlich sonst sehr guten sexuellen Austausches.
Wobei man gegen einige dieser lästigen Begleiterscheinungen nichts tun kann, gibt es doch ein paar Tipps, die dazu dienen können, den immer leicht awkwarden Moment des koordinierten-Sexvorbereitungs-Kondomüberziehens, in dem man als passive*r Teilnehmer*in auch nie so richtig weiß, wohin mit sich, in einen Moment der selbstbestimmten Lust und gemeinsamen erotischen Akt umzuwandeln. Der Trick ist, wer gerade noch passive war, soll aktiv werden.
Man stelle sich vor:
Der Punkt der äußersten Ekstase ist gekommen, die Penetration steht unmittelbar bevor, das Blut kocht, das Herz klopft und hier ist schon mal der erste Wichtige Punkt:
- GUTE Kondome immer schnell greifbar zur Hand haben. Man platziere sie also, nahe
der Couch, des Bettes oder, wer drauf steht, der Fenster.
- Wenn dein Gegenüber gefragt ist, sich das Kondom überzuziehen, bleib aktiv und in
Verbindung. Nutze den Augenblick der Ruhe, deinen Körper, sowie den Körper vor dir wahrzunehmen. Berühre ihn, berühre dich, fang an zu masturbieren oder nutze die kurze Pause um gegebenenfalls einen kleinen Strip hinzulegen. Oftmals bietet ein bewusstes Zeitlassen das Potential der intensiven Vorfreude und Lust. Man vergesse nie, wer sich selbst beim Sex genießt, verschafft auch den höchsten Genuss.
- Und wer richtig Bock hat, ergreife die Initiative und steife das Kondom seinem
Gegenüber selbst über. Hands down sexy, tut man das mir dem Mund: Ein schneller Handgriff, ein selbstsicherer Blick und langsam runter zum Penis. Das Kondom ausgepackt, die richtige Seite gecheckt (WICHTIG: dafür gut Zeit nehmen, sonst wird’s gleich nicht so sexy), den Zipfel in den Mund gesogen, über die Eichel gestülpt und nun den Rest des Kondoms, sanft und langsam mit den Zähnen oder Lippen hinuntergestreift. Wer mag, bis das Stadium des „Deepthroats“ erreicht ist. Mit den Händen die letzten Zentimeter nacharbeiten oder selbstsicher die Hand des Gegenübers ergreifen und an den Schaft legen, den Job zu Ende zu bringen.
Prävention mag unsere Passion nicht sein, aber der beste Sex ist und bleibt safer Sex.