In der Serie In Bed with Friends führe ich offene, intime Gespräche mit Freund*innen und Bekannten über sexuelle Themen und Praktiken, die mehr Liebe und Aufmerksamkeit verdienen.
Zu Beginn möchte ich den Mythos aus dem Weg räumen, dass das ungeborene Baby von einem penetrierenden Penis verletzt werden könnte. Bei der Penetration bewegt sich der Penis (oder auch ein Finger oder Sexspielzeug) auf unterschiedlichste Weise in der Vagina. Er wird jedoch nicht durch den geschlossenen Muttermund in die Gebärmutter vordringen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Gebärmutter ist der Ort im Körper der Mutter an dem das Baby heranwächst. Im Falle einer Risikoschwangerschaft sollte man diesbezüglich mit eine*r Gynäkolog*in Rücksprache halten, grundsätzlich jedoch gilt: Wer Lust auf Sex hat, darf gerne (einvernehmlich) jeglichen sexuellen Bedürfnissen nachgehen.
Höre auf deinen Körper
In dieser Zeit, mehr denn je, darf und sollte man vollkommen auf den eigenen Körper vertrauen. Ein menschliches Wesen wächst in der Gebärmutter, im eigenen Bauch heran. Das allein reicht schon. Man muss nicht noch Sexbombe, Wonderwoman und Cinderella gleichzeitig sein. Der Körper verändert sich stark während einer Schwangerschaft und bei jeder Mutter anders. Diese Veränderung kann sich nicht nur auf das Äußere beziehen. Es kann sein, dass man an anderen Körperstellen angefasst werden möchte als bisher, dass bestimmte Körperteile sensibler werden, andere tabu. Deshalb ist einer der wichtigsten Punkte während der Schwangerschaft: Redet offen mit euren Partner*innen. Nicht nur die Mutter geht durch hormonelle, körperliche und emotionale Veränderungen, der oder die Partner*in verändert sich mit.
Lust ist subjektiv
Jede Schwangere mit der ich gesprochen habe, hat mir etwas anderes zur eigenen Libido während ihrer Schwangerschaft erzählt. Manche hatten so gut wie keine Lust auf Sex in der gesamten Zeit, manche waren unglaublich geil, aber nur für zwei Wochen und bei manchen hat sich die Lust kontinuierlich aufgebaut und war im zweiten Trimester am größten. Dadurch, dass alle Körper, alle Menschen, die ein Baby machen und letzten Endes alle Babys anders sind, ist die Schwangerschaft wohl eines der individuellsten Themen, die es gibt. Das Einzige was sich vielleicht generalisieren lässt: Alles ist möglich.
Alles Neu
Mit einem neuen Wesen in sich, geht es nicht darum die Liebhaber*in zu sein, die man schon immer war. Wenn die Lust auf Sex besteht, nehmt euch gemeinsam Zeit diesen “neuen” Körper zu erkunden, die neuen erogenen Zonen, die Wünsche und Grenzen. Probiert neue Techniken aus, die zu eurer Stimmung passen. Ihr könnt euch begegnen, wie beim ersten Mal. Ein neues Pleasure Mapping vornehmen. Und es tut immer gut, wenn man sich sexy fühlt. Deshalb findet heraus, was ihr dafür braucht und dann fragt danach und sprecht darüber. So oft wird Sex mit Penetration gleichgesetzt, aber vielleicht bedeutet Sex für euch in dieser Zeit vor allem orale Befriedigung, sinnliche Massagen, sanftes Ganzkörperstreicheln oder (gegenseitige) Masturbation. Manchmal geht es weniger darum im klassischen Sinne Sex zu haben, sondern vielmehr um das Bewegen von angestauter (sexueller) Energie.
Ekstatisch & Schwanger
1. Kamasutra für Schwangere
Einige klassische sexuelle Positionen sind für Schwangere weniger angenehm, deshalb dürft ihr auch da wieder auf Entdeckungsreise gehen. Es geht vor allem darum, den Rücken – und natürlich den Bauch – zu entlasten und den Blutkreislauf nicht zu blockieren. Deshalb könnt ihr beispielsweise Positionen wie Löffelchen, Doggy oder jegliche Stellungen in denen die Schwangere oben ist, ausprobieren.
2. Vorteile
Beim Orgasmus wird Oxytocin ausgeschüttet, d.h. die werdende Mutter – und somit auch das Baby – empfindet Glücksgefühle und entspannt sich. Außerdem fördert Sex das Herz-Kreislauf-System und der Orgasmus kann sehr viel intensiver werden, da die Vulva ca. ab dem zweiten Trimester wesentlich stärker durchblutet ist.
3. Geburt
Wenn das Baby grundsätzlich bereit ist den Bauch zu verlassen, dann kann Sex dabei helfen die Wehen einzuleiten. Und keine Angst, die Wehen können durch Sex nicht verfrüht eingeleitet werden. Sex kann lediglich den gesamten Prozess unterstützen, sobald der Körper soweit ist.
Falls ihr euch in die richtige Stimmung bringen möchtet oder Interesse habt, wie Sex während der Schwangerschaft aussehen kann, dann könnt ihr euch mit dem Film “Pregnancy Sex” inspirieren lassen
Abschließend kann ich sagen, dass in Partnerschaften die gemeinsame Zeit während der Schwangerschaft, die wachsende Intimität – damit ist nicht zwangsläufig Sex gemeint – und die Verbindung zwischen den werdenden Eltern bei meinen Gesprächspartner*innen priorisiert wurde. Sie hatten so unglaublich viel anderes zu tun vor der Geburt und so viel zu organisieren, dass es sich wirklich lohnt Momente der Entspannung und Erleichterung einzubauen. Ihr entscheidet, ob dieses Vergnügen sexueller Natur ist oder nicht.