Mein Körper steht unter Stress. Meine Hände zittern und ich knirsche mit den Zähnen. Es fühlt sich so an, als würde ich gleich keine Luft mehr bekommen. Mir ist schlecht. Sitze ich in der schnellsten Achterbahn und habe vorher ein 3-Gänge-Menü verspeist?
Diese Situation hört sich an wie eine Examensklausur oder als würde ich die Liebe meines Lebens heiraten und meine Schuhe sind noch nicht eingelaufen.
Aber eigentlich steht mir nur eine Sache bevor: ein einfaches erstes Date.
Spaß? Fehlanzeige. Eine Person das erste Mal zu treffen löst in mir ein derart großes Unbehagen aus, dass ich mich eigentlich lieber im Bett verkriechen würde, meine Comfort-Serie anschmeiße und doch lieber nur über meinen Schauspiel Crush fantasiere.
Aber nicht alles ist wie im Film. Meine große Liebe wird mir vermutlich nicht romantisch in der Bibliothek begegnen oder Nick Miller heißen. Und auch in meinen DM’s muss ich nicht nach meinem Traumpartner suchen, sondern aktiv werden. Zumindest sagt mir das die Gesellschaft… und manchmal auch meine engsten Freunde.
Also lade ich mir zum zehnten Mal eine Dating-App herunter und überlasse meinen Fingern die Macht zu entscheiden, ob ich jemanden treffen möchte oder nicht. Nach ein paar vergangenen Stunden habe ich die ersten Matches im Posteingang und nach ein paar weiteren Tagen dann ein Date im Kalender.
Wenn es dann soweit ist
Der Drang, wieder abzusagen, ist groß.
Nicht, weil ich die Person nicht treffen möchte, sondern weil ich schon drei Tage vor dem Treffen Angst bekomme. Spätestens am Tag des Treffens kriege ich keinen Bissen mehr runter. Ich laufe alle fünf Minuten zu meiner Mitbewohnerin und erwähne, wie doll ich doch Angst habe.
Das Date läuft an, meine Angst verschwindet langsam. Mein Körper beruhigt sich etwas und die Übelkeit verkriecht sich wieder. Nach zwei Stunden denke ich mir: Ach, war doch gar nicht so schlimm. Und dann geht der gleiche Spaß wieder von vorne los.
Also sitze ich nun wieder Zuhause und frage mich, was mir eigentlich so große Sorgen bereitet.
Und da fällt mir nur ein Wort ein: Erwartungen. Ich habe nicht nur viel zu hohe Erwartungen an mich selbst, sondern auch an mein Gegenüber.
Meine Eltern sind seit 25 Jahren glücklich verheiratet und haben mir immer die ganz große Liebe vorgelebt. Nur ist dieses Theaterstück in der heutigen Zeit zum Scheitern verurteilt. Und trotzdem habe ich den Druck in mir, dass ich schon beim ersten Date mir ganz sicher sein muss, ob ich diese Person heiraten möchte.
Dieses Gedankenmuster ist nicht nur unfair gegenüber mir selbst, sondern auch für die andere Person. Kein Wunder also, dass mir Dating keinen Spaß macht.
Ok, und jetzt?
Ich glaube, es gibt kein Allheilmittel für diese Dating Angst. Was mir geholfen hat, ist mir bewusst zu machen, dass ich diese Gedanken habe, wo sie herkommen und dann an Affirmationen zu arbeiten, die mir den Druck rausnehmen. Außerdem rede ich mit Freunden offen über dieses Thema. Und je nachdem, ob ich mich wohl fühle, auch mit meinen Dates.
Vielleicht muss ich auch gar nicht mit 24 die Liebe meines Lebens finden. Vielleicht muss ich in gar keiner Beziehung sein oder ständig auf der Jagd nach Bestätigung. Vielleicht kann ich auch einfach mal eine Person treffen, ohne mir schon vorher unsere Zukunft auszumalen.
Einfacher gesagt als getan ist es auf alle Fälle. Aber was wäre schon ein Abenteuer, wenn man weiß, wie es ausgeht?