Der Globale Orgasmus Tag

Hormone und Adrenalin durchströmen den Körper, Glücksgefühle lassen uns für einen Moment schweben. Nicht genug, dass ein Orgasmus uns gut fühlen lässt, er hat darüber hinaus auch einen positiven Effekt auf unser körperliches und mentales Wohlbefinden. Ist das nicht schon Grund genug, ihn zu feiern?

O Wie Orgasmus

Die Friedensaktivist*innen Donna Sheehan und Paul Reffell riefen 2006 den globalen Orgasmus Tag ins Leben, welcher sich seither immer zum 21. Dezember jährt. “Orgasms for Peace”, sprich Orgasmen für den Frieden, wurden ursprünglich als Aktion für den Weltfrieden deklariert. Auch wenn dieser noch auf sich warten lässt, wurde der 21.Dezember somit auch Teil der sexpositiven Bewegung und dient nunmehr der Aufklärung und als Anhaltspunkt, um auf die Wichtigkeit von sexueller Freiheit aufmerksam zu machen.

Per Definition der American Psychologial Association  ist ein Orgasmus der Höhepunkt sexueller Stimulation und Aktivität. Bei Personen mit Vulva zeigt er sich als Muskelkontraktion der Vulva und des Anus, bei Personen mit Penis/ MAAB hingegen meistens in Form von Ejakulation. Bei Personen mit Vulva lässt sich zusätzlich noch zwischen klitoralem und vaginalen Orgasmus unterscheiden. Während der klitorale Orgasmus durch äußere Stimulation der Klitoris erfolgt, erfahren andere auch einen vaginalen Orgasmus. Dabei wird die Klitoris durch ein Toy, die Hand, einen Penis oder andere Hilfsmittel von innen stimuliert. Der Punkt, der dabei eine zentrale Rolle spielt, ist der G-Punkt. Einen vaginalen Orgasmus zu erlangen ist jedoch laut einer Studie gerade mal für 18,4 % der Vulvabesitzer*innen möglich.

Sex ist aber nicht immer notwendig, um einen Orgasmus zu bekommen. Andere Formen von Intimität, wie zum Beispiel Berührungen anderer Körperteile (Nippel, Brust oder Oberschenkel), können ebenfalls  zum Höhepunkt führen.

Außer nur Freude zu bereiten, kann der Orgasmus jedoch noch mehr. Er hat einen immensen Einfluss auf unsere körperliche, sexuelle sowie mentale Gesundheit und kann folgende positive Aspekte bedingen:

  • tiefen Schlaf

  • Schmerzlinderung aufgrund der Freisetzung des Hormons  Oxytocin 

  • Stressminderung und damit einhergehender gesünderer mentaler Zustand

  • reine Haut

  • ein gestärktes Immunsystem

  • eine gestärkte Bindung und Intimität zum*r Partner*in

     


    Aber warum müssen wir dann noch darüber sprechen, wenn doch all diese Vorteile bekannt sind?

Mind The Gap

Der Weg zur Gleichberechtigung ist noch lang, auch wenn es um Orgasmen geht. Denn nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in Sachen Sex herrscht noch immer ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Gründe sind der patriarchal-gesellschaftliche Blick auf Sexualität oder das Unwissen über weibliche Geschlechtsteile . Dies schließt den Orgasmus nun mal mit ein. Denn dieser unterliegt, wie so viele andere Themen auch, bisher noch immer dem heteronormativen Denken. 

Der Begriff der “orgasm gap” ist angelehnt an den der “pay gap” und beschreibt die Missstände, dass Personen mit Vulva wesentlich seltener zum Orgasmus gelangen als Personen mit Penis. Dies betrifft am häufigsten heterosexuelle Beziehungen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass 95% der heterosexuellen Männer regelmäßig einen Orgasmus durch Penetration erlangen, hingegen 82% der Frauen nicht durch reine Penetration kommen. Dieselbe Studie bewies die These, dass Personen mit Vulva generell am seltensten vaginal einen Orgasmus erleben, jedoch durch Oralsex und/ oder manuelle Stimulation diesen häufiger erreichen. Die Gap bei queeren Paaren ist dagegen wesentlich kleiner. 

Eine gap bei der Selbstbefriedigung gibt es nicht. Laut einer Studie des Hamburger Instituts für Sexualforschung gaben von den befragten Personen mit Vulva rund 91% an, bei der Selbstbefriedigung einen Orgasmus zu bekommen.

Neben der physischen Stimulation bedingen aber noch andere Faktoren die Fähigkeit des Kommens. Auch psychischer Stress oder gesellschaftlicher Druck führen häufig zu einer geringeren Libido und dem Wegbleiben eines Höhepunktes. 

“Wirkliche Lust entwickelt sich vor allem über Berührung und nicht über reine Stimulation. Wer sich nur auf () den Orgasmus konzentriere, vergesse nicht nur alle anderen erogenen Zonen, sondern setze die Beteiligten möglicherweise auch unnötig unter Druck.” sagt Sexualtherapeutin Dorothea Perkusic.

Besonders der weibliche Orgasmus unterliegt in vielen Ländern nach wie vor einem Tabu und bleibt chronisch unbehandelt, weshalb ein Feiertag wie der globale Orgasmus Tag umso wichtiger wird. 

Das Beste "Kommt" Zum Schluss

Der Globale Orgasmus Tag ist im Jahr der letzte sex-positive Feiertag und eine wunderbare Möglichkeit existierende Tabus und Misstände anzusprechen, aber auch das schöne Gefühl zu zelebrieren, welches er uns ermöglicht.  Er gibt marginalisierten Gruppen eine Stimme, um für Selbstbewusstsein und Recht über die eigene Sexualität einzustehen. Der Feiertag soll daher besonders Flinta* Personen integrieren,  ein Bewusstsein über die Wichtigkeit schaffen, den eigenen Körper zu erkunden, zu erkennen, was Lust bedeutet und bereitet, sowie eigene Grenzen und Wünsche zu formulieren.

Denn nicht zwangsläufig die Erfahrung ermöglicht ein erfülltes Sexleben und steigert dessen Qualität, sondern auch die Kompetenz über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen, Zugang zu sexual- gesundheitlichen Einrichtungen und Aufklärung sind notwendig, um die Lücke zu schließen.

Unmöglich ist es nicht, es benötigt nur Aufklärung, Bewusstsein und Wissen. Also lasst uns der Orgasmus Lücke den Kamp ansagen, denn Sex soll uns allen Spaß machen!


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